Wann: 23. bis 27. Februar 2015; Wo: Oświęcim (Auschwitz)/ Polen; Veranstalter: Maximilian-Kolbe-Werk e. V., Freiburg/ Deutschland; Kooperationspartner: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, das Zentrum für Dialog und Gebet in Oświęcim und die NS-Erinnerungsstätte Villa ten Hompel in Münster.

Projekt 2014

„Auschwitz im Unterricht“
Internationale Begegnung 2014 für Lehrer/-innen und Lehramtsanwärter/-innen

Infoblatt "Auschwitz im Unterricht" 2014

Termin und Veranstaltungsort
17. bis 21. Februar 2014, Centrum Dialogu i Modlitwy (Zentrum für Dialog und Gebet), ul. M. Kolbe-go 1, 32-602 Oświęcim, Polen, www.cdim.pl


Programm 
Montag, 17. Februar 2014
Ankunft der Teilnehmer/-innen (bis ca. 17:30 Uhr)
Begrüßung, Wolfgang Gerstner, Geschäftsführer des Maximilian-Kolbe-Werks, Freiburg
Vorstellungsrunde und Einführung in das Programm, Dr. Danuta T. Konieczny, Maximilian-Kolbe-Werk, Freiburg
„Erfahrungen des Dialogs am Rande von Auschwitz“, Pfr. Dr. Manfred Deselaers, Zentrum für Dialog und Gebet, Oświęcim

Dienstag, 18. Februar 2014
Führung durch die Gedenkstätte : Auschwitz I-Stammlager
Begrüßung und kurze Vorstellung der Zeitzeugen
„Zeitzeugen erzählen“, Zeitzeugengespräche mit Katarzyna Mateja, Jacek Zieliniewicz, Wladyslaw Kozdon und Dr. Ignacy Krasnokucki (in kleinen Gruppen)
Reflexion
Vom Zeit – zum „Zukunftszeugen“? Aktuelle Kontroversen und das Dilemma des Gegenwartsbezugs, Stefan Querl, Stellv. Leiter der NS-Erinnerungsstätte Villa ten Hompel, Münster

Mittwoch, 19. Februar 2014
Führung durch die Gedenkstätte – Auschwitz II-Birkenau
Führung in der Synagoge
Ideenwerkstatt (parallel verlaufend):
1. "Was geht mich die Geschichte an?", neue Zugänge und Materialien, Deborah Hartmann, Pädagogische Mitarbeiterin  der International School for Holocaust Studies (ISHS) in Yad Vashem, Jerusalem 
2. Neue Zugänge zur Behandlung des Themas Nationalsozialismus im Unterricht in osteuropäischen Schulen , Aliaksandr Hrakhotski, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theorie, Staats- und Rechtsgeschichte, Universität Gomel
Projektbörse
„Gedenkort im Wandel“. Interview mit Krystyna Oleksy (ehem. stellv. Direktorin der Gedenkstätte) und Andrzej Kacorzyk (stellv. Direktor der Gedenkstätte), Stefan Querl

Donnerstag, 20. Februar 2014
„Holocaust-Education in der Schule“
- Referat, Dr. Heike Wolter, Didaktik der Geschichte, Universität Regensburg
- Arbeit in Kleingruppen: Beispiele guter Praxis – Materialien zur Holocaust-Education
- Diskussions- und Fragerunde
- Geschichtsvermittlung in der Migrationsgesellschaft, Cahit Basar, Stadtgymnasium Köln-Porz
- Diskussions- und Fragerunde
Lernen in Gedenkstätten – Vorbereitung des Gedenkstättenbesuchs mit Schulklassen, Sebastian Potschka, Städtische Realschule am Sportpark Dormagen
Ideenwerkstatt (parallel verlaufend):
1. Video- und Audio-Interviews mit Zeitzeugen im Unterricht, Bernd Körte-Braun, Center für Digitale Systeme an der Freien Universität Berlin
2. Erinnerung an Auschwitz im Religions- bzw. Ethikunterricht, Pfr. Dr. Manfred Deselaers
Auschwitz war überall – Lokal- und regionalgeschichtliche Ansätze,
Dr. Heike Wolter
Abschlussrunde  und Schlusswort

Freitag, 21. Februar 2014
Ausflug nach Krakau (optional)
Thematische Stadtführung, Anna Kiesell
(Gedenkstätte Krakow-Plaszow, Ghettogelände, Rundgang durch das Jüdische Viertel Kazimierz und die Krakauer Altstadt, ggf. Besuch des Museums „Fabryka Schindlera“)
anschl. Freizeit und individuelle Abreise

Veranstalter, Kooperationspartner und Mitwirkende
Wolfgang Gerstner, Dr. Danuta T. Konieczny, Maximilian-Kolbe-Werk, Freiburg
Cahit Basar, Studienrat, Stadtgymnasium Köln-Porz
Pfr. Dr. Manfred Deselaers, Zentrum für Dialog und Gebet, Oświęcim
Deborah Hartmann, Pädagogische Mitarbeiterin, International School for Holocaust Studies (ISHS) in Yad Vashem, Jerusalem
Dr. Aliaksandr Hrakhotski, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theorie, Staats- und Rechtsgeschichte, Universität Gomel, Belarus
Andrzej Kacorzyk, Stellv. Direktor der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Oświęcim
Bernd Körte-Braun, Center für Digitale Systeme an der Freien Universität Berlin
Małgorzata Musielak, Zentrum für Dialog und Gebet, Oświęcim
Krystyna Oleksy, Präses der Stiftung "Gedenken an die Opfer von Auschwitz-Birkenau", ehem. langjährige stellv. Direktorin der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau 
Sebastian Potschka, Lehrer an der Städtischen Realschule am Sportpark Dormagen
Stefan Querl, Stellv. Leiter der NS-Erinnerungsstätte Villa ten Hompel, Münster
Dr. Heike Wolter, Akademische Rätin im Fachbereich für Didaktik der Geschichte, Universität Regensburg

Teilnehmer/-innen
Am Projekt nahmen 25 Lehrer/-innen und Lehramtsanwärter/-innen aus Deutschland (21 Personen), Belarus (2), Polen (1) und der Ukraine (1) sowie vier Überlebende nationalsozialistischer Konzentrationslager und Ghettos aus Polen teil.

Kurzportraits der Zeitzeugen/-innen

Katarzyna Mateja (geb. Kawurek), Ruda Śląska / Polen
wurde am 22. März 1920 in Kuźniczka in der Nähe der oberschlesischen Stadt Kędzierzyn in der Fa-milie eines Eisenbahners geboren. Ihr Vater nahm an den drei Aufständen in Oberschlesien teil, die zwischen 1919 und 1921 stattfanden, und votierte in dem Plebiszit für Polen. Nach der Teilung Oberschlesiens 1922 musste die Familie ihren Heimatort, der beim Deutschen Reich blieb, verlassen und zog in den polnischen Teil Oberschlesiens nach Radzionków bei Tarnowskie Góry um. Hier wuchs Katarzyna mit ihrer Schwester auf, ging zur Schule und trat den Pfandfindern bei. Seit 1936 arbeitete sie beim Kreisgericht in Tarnowskie Góry und ab 1937 in einer Rechtsanwaltkanzlei. 1938 machte sie eine Ausbildung zur Krankenpflegerin. Bald nach dem Überfall auf Polen war Katarzyna Kawurek im polnischen Wiederstand aktiv. Am 20. Oktober 1941 wurde sie von der Gestapo wegen „Untergrund-aktivitäten“ verhaftet und im April 1942 zu einer lebenslangen Strafe verurteilt. Am 20. April 1942 kam sie nach Ravensbrück, wo sie Mitglied der geheimen Pfadfinderinnengruppe „Mury“ wurde. Die Pfadfinderinnen hielten geheime Gottesdienste ab, organisierten kulturelle Veranstaltungen, geheimen Unterricht und Vorlesungen.
Am 28. April 1945 wurde Katarzyna Kawurek befreit und kam Anfang Juli zu ihrer Familie nach Radzionków zurück. Bald danach heiratete sie den Bergbauingenieur Franciszek Mateja. 1965 zog sie mit ihrer Familie – mittlerweile waren drei Kinder geboren worden – nach Halemba, heute Stadtteil von Ruda Śląska. Ihr Ehemann arbeitete als Bergbauingenieur untertage und sie in der Verwaltung der gleichen Kohlengrube. Vor fünfzehn Jahren verstarb ihr Ehemann. Heute ist sie glückliche Großmutter von sieben Enkeln und neun Urenkeln.
Frau Katarzyna Mateja ist Ehrenbürgerin der Stadt Ruda Śląska. Seit 1989 ist sie im Vorstand des Re-gionalen Häftlingsverbandes.
Frau Mateja spricht Polnisch und Deutsch.

Jacek Zieliniewicz, Bydgoszcz / Polen
wurde am 10. Mai 1926 in Janowiec Wielkopolski geboren. Vor dem Krieg besuchte er ein Gymnasium in Posen. Anfang Dezember 1939 wurde er mit seinen Eltern nach Końskie in das Generalgouvernement umgesiedelt. Am 20. August 1943 wurde er verhaftet und als politischer Häftling ins Konzentra-tionslager Auschwitz-Birkenau gebracht. Dort arbeitete er als Hilfsarbeiter in einem Elektriker- und Maurerkommando. Nach einem Jahr wurde er ins Konzentrationslager Dautmergen bei Rottweil, ein Außenlager des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof, verlegt. Es herrschten dort katastrophale Lebens- und Arbeitsbedingungen. Jacek Zieliniewicz wog bald nur noch 38 kg. Am 18. April 1945 wurde er mit anderen Häftlingen auf die „Todesmärsche“ getrieben. Am 23. April 1945 kam die er-sehnte Befreiung durch französische Truppenverbände.
Nach dem Krieg studierte er in Posen Lebensmitteltechnologie, wurde Ingenieur und arbeitete 50 Jahre lang in der Fleischwirtschaft. Jacek Zieliniewicz ist verheiratet und hat zwei Töchter, drei Enkel und drei Urenkel. Er ist Vorsitzender der Vereinigung zur Betreuung der ehemaligen Auschwitz-Häftlinge in Bydgoszcz.
Herr Zieliniewicz spricht Polnisch und Deutsch.

Krystyna Budnicka, Warszawa / Polen
wurde am 8. Mai 1932 in Warschau als Hena Kuczer geboren. Sie hatte sieben Brüder und eine Schwester. Ihr Vater war Schreiner und besaß eine kleine Schreinerwerkstatt.
Als der Krieg ausbrach, war sie sieben Jahre alt. Das Haus in dem ihre Familie wohnte, befand sich in dem von den deutschen Besatzern errichteten Ghetto. Nach einiger Zeit wurde das Ghetto verkleinert, daher musste die Familie in ein anderes Haus umziehen. Oftmals mussten sie sich im Lüftungsschacht verstecken und den Atem anhalten, während die Deutschen ihre Wohnung ausplünderten. Im Juli 1942 wurden zwei Brüder von Krystyna zusammen mit ihren Familien in das Vernichtungslager Treblinka abtransportiert. Sie sah sie nie wieder. Seit 1943 versteckte sich die Familie Kuczer in dem unterirdischen Bunker eines Gebäudes in der Zamenhofstraße. Dort verbrachte sie den Aufstand im Warschauer Ghetto, an dem sich auch Krystynas Brüder beteiligten.
Ihre Angehörigen starben nach und nach aus Hunger und Erschöpfung oder wurden von den Deutschen ermordet. Nachdem ihr Bruder Rafał im Januar 1944 von der Gestapo ermordet wurde, war sie die einzige, die von ihrer großen Familie am Leben geblieben war. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands wurde sie von Nonnen gefunden und in ein Waisenhaus aufgenommen. Hier erlebte sie auch das Ende des Krieges, machte ihr Abitur und studierte später Pädagogik an der Katholischen Universität in Lublin.
Frau Budnicka spricht Polnisch.

Foto: Alois Bauer
Władysław Kożdoń, Wrocław / Polen
wurde am 1. September 1922 als fünftes von acht Kindern in der Familie eines Bergmanns in Chwałowice bei Rybnik/Oberschlesien geboren.
Genau am Tag des Kriegsausbruchs wurde er 17 Jahre alt. Der junge Władysław hatte große Pläne, denn er wollte nach dem Schulabschluss studieren. Seine Geschwister hatten die Mittelschule bereits abgeschlossen und waren auch schon berufstätig. Der Krieg machte seine Pläne vorerst zunichte, und noch lange schreckliche Jahre vergingen, bis er seine Pläne verwirklichen konnte. Am 19. September 1939 wurde er wegen seiner Zugehörigkeit zur polnischen Pfadfinderbewegung zusammen mit seinem Vater verhaftet und zuerst in ein Kriegsgefangenenlager und etwas später ins Gefängnis nach Rawicz gebracht. Nach einem Monat Haft wurden Vater und Sohn ins Konzentrationslager Buchenwald abtransportiert, wo sie voreinander getrennt wurden. Władysław erlernte in der „Polenschule“ im Lager das Maurerhandwerk und arbeitete später auch als Frisör im Kinderblock 8. Sein Vater wurde im Jahr 1941 mit dem ersten Transport nach Ravensbrück geschickt und später in der Heil- und Pflegeanstalt Bernburg ermordet. Die Mutter kam 1943 ins KZ Auschwitz-Birkenau. Auch sie überlebte den Krieg nicht.
Im April 1945 wurde Władysław Kożdoń von den amerikanischen Truppen befreit. Er kehrte in seine oberschlesische Heimat zurück, machte 1946 in Rybnik sein Abitur und absolvierte danach ein Ingeni-eurstudium in Wrocław (Breslau). Später arbeitete er als Ingenieur in einem Projektbüro. Bis heute lebt er mit seiner Familie in Wrocław.
Władysław Kożdoń hat seine Erinnerungen niedergeschrieben und 2007 unter dem Titel „... ich kann dich nicht vergessen. Erinnerungen an Buchenwald“ veröffentlicht.
Herr Kożdoń spricht Polnisch und Deutsch.

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